29.08.2023, 14:13
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Seit dem Sommer 2020 versorgt eine Photovoltaikanlage die Firma Uhl in Schutterwald mit grünem Strom. Warum das für ein Kieswerk eine Herausforderung war und wann weitere Anlagen für die Baggerseen der Firma Uhl folgen sollen, lesen sie im Folgenden.
Kaum ein Unternehmen kann sich beim Thema Nachhaltigkeit noch wegducken – bei der Hermann Uhl KG Ortenau hatte man das sowieso nicht vor. Deshalb setzen die Schutterwälder schon heute auf solare Energie für morgen. So ist vor drei Jahren auf den Dächern des Werks Schutterwald eine gigantische Photovoltaikanlage entstanden, die das Unternehmen mit der regenerativen Energie versorgt, die uns Mutter Natur zur Verfügung stellt.
AUF MEHREREN DÄCHERN
„Bei der Photovoltaikanlage handelt es sich um die erste dieser Art bei der Hermann Uhl KG“, verrät uns Klaus Lehmann, der im Unternehmen die Abteilung Elektronik leitet. Entstanden ist sie im Sommer 2020. „Mit dem Bau haben wir im Frühjahr begonnen“, so Lehmann. Allerdings machte die Corona-Krise dem Vorhaben zunächst einen Strich durch die Rechnung. „Das Problem war, dass an der Konstruktion zahlreiche ausländische Mitarbeiter beteiligt waren, die wegen der Grenzschließungen und dem Lockdown nicht mehr nach Deutschland einreisen konnten.“ So verschob sich die Fertigstellung schließlich bis in den Sommer hinein. „Im August war es dann endlich so weit und wir konnten die PV-Anlage in Betrieb nehmen“, erklärt Lehmann. Entstanden ist eine Anlage mit 585 Kilowatt-Peak, die sich über mehrere Schrägdächer des Werks in Schutterwald verteilt. Kilowatt-Peak (kWp) ist ein besonderes Maß, das ausschließlich zur Messung der Leistung von Photovoltaikanlagen verwendet wird. Normalerweise wird elektrische Leistung in Watt gemessen, 1.000 Watt ergeben hierbei ein Kilowatt. Der Zusatz „Peak“ dient im Photovoltaikbereich der Vergleichbarkeit der Leistung verschiedener Photovoltaikmodule. Für den Bau in Schutterwald hat sich ein Unternehmen aus Freiburg verantwortlich gezeichnet. Bei der Firma Uhl ist man mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „75 bis 80 Prozent des erzeugten Stroms können wir selbst nutzen“, erklärt uns Klaus Lehmann. Auf die Frage, weshalb es nicht 100 Prozent sind, hat der Experte natürlich auch die richtige Antwort parat. „Ganz einfach“, sagt er, „weil wir sonst hier im Werk rund um die Uhr arbeiten müssten.“ Der Hintergrund hierzu: An den Wochenenden steht das Kieswerk zwar still - bei Sonnenschein produziert die PV-Anlage aber dennoch Strom. „Gleiches gilt für die Abendstunden im Sommer. Wenn die Kollegen um 17 Uhr Feierabend machen, kann die Anlage an sonnenreichen Abenden noch drei Stunden Saft produzieren.“
Die Lösung für den nicht genutzten Strom liegt auf der Hand: In dieser Zeit, also in den Abendstunden und an den Wochenenden, wird der entstehende Strom einfach ins öffentliche Netz eingespeist. Zu Werkszeiten hingegen versorgt er ausschließlich die Anlagen der Hermann Uhl KG Ortenau mit Elektrizität – aber nicht nur das Kieswerk an sich, sondern zum Beispiel auch die Ladestationen für die E-Autos. Also eine echte Win-win-Situation…
Sonnenkraft voraus!
Bei den Uhls war man schon immer Vordenker. Kein Wunder also, dass sich die Geschäftsleitung bereits heute Gedanken darüber macht, wie Baggerseen eigentlich, außer um darin zu graben, noch genutzt werden könnten…und da haben die Verantwortlichen schon zahlreiche kreative Ideen.
VORTEILE FÜR UNTERNEHMEN UND SEE
Weitere Photovoltaikanlagen auf den Dächern dieser Art sollen ab diesem Jahr an verschiedenen anderen Standorten des Unternehmens folgen. Schon bald aber soll es auch auf dem ersten See so weit sein: Das Stichwort lautet Floating-PV. „Wir planen die Errichtung einer schwimmenden Photovoltaikanlage“, erklärt uns Klaus Lehmann, Leiter Elektronik bei der Hermann Uhl KG. Und die soll mit rund 700 Kilowatt-Peak noch größer ausfallen als die, die wir auf den Dächern haben. Die Vorteile solcher Anlagen liegen auf der Hand: Sie produzieren grünen Strom, ohne dass dafür Freiflächen auf dem Unternehmensgelände geopfert werden müssen. Das ist ein wichtiger Punkt für viele Kieswerke. Diese verfügen zwar meistens über enorme Flächen, benötigen diese aber für die Lagerung des produzierten Materials wie Kieshalden, Pflastersteine und andere Produkte aus Beton. Für Photovoltaikanlagen bleiben deshalb oft nur wenige Dächer – oder eben der Baggersee. Und für den bieten die schwimmenden Solar-Panels sogar große Vorteile. „Die Tatsache, dass die Module den See durch die Beschattung herunterkühlen, kommt natürlich auch den vielen Fisch- und Tierarten, die sich im Laufe der Zeit an unseren Gewässern angesiedelt haben, zugute“, erklärt Florian Buchta im Gespräch. „Aber natürlich ergeben sich für uns auch wirtschaftliche Vorteile, da wir über die Panels auf dem See noch mehr eigenen Strom produzieren können.“ Tatsächlich gleichen die vergleichsweise einfache Installation und Wartung die etwas höheren Installationskosten schwimmender PV-Anlagen im Vergleich zu Freiflächenanlagen derselben Größe schnell wieder aus. Und wie funktioniert das technisch? „Ganz einfach“, erklärt uns Klaus Lehmann. Im Prinzip werden die Module einfach zusammengeklickt – so wie beim Verlegen von Laminat – und anschließend per Kabel verbunden.
BEITRAG ZUR ENERGIEWENDE
Schwimmende Photovoltaikanlagen auf Wasserflächen sollen in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Energiewende in Deutschland leisten und der Debatte über die Landnutzung für Wohn- und Agrarflächen sowie für den Ausbau erneuerbarer Energien ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen. Für das Gelingen der Energiewende wird in Deutschland – je nach Szenario – ein Photovoltaik-Ausbau von bis zu 300 bis 450 GWp (Gigawatt-Peak) benötigt. Aufgrund der begrenzten landwirtschaftlichen Nutzfläche müssen flächenneutrale Lösungen entwickelt werden. Dafür bieten schwimmende PV-Anlagen eine echte Alternative. Geeignete Flächen auf künstlichen Seen sind in Deutschland nämlich ausreichend vorhanden. Diese bergen laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts ein technisches Potenzial von 44 GWp. In den vergangenen Jahren verzeichnete die schwimmende Photovoltaik deshalb ein sehr dynamisches Wachstum. Anfang 2021 lag die installierte Leistung dieser Anlagen weltweit bei 2,6 GWp.
STRANDBAD? AUCH SCHÖN!
Doch natürlich sind schwimmende PV-Anlagen nicht die einzige Möglichkeit, die Baggerseen in der Region zu nutzen. „Hier kann man auch im Freizeitbereich sehr viel machen“, verrät uns Florian Buchta. „Wir denken an die Möglichkeiten zu surfen oder zu segeln“, so Buchta weiter. Auch könne man sich vorstellen, ein schönes Strandbad einzurichten. „In etwa so wie am Gifiz-See in Offenburg“. Die Zukunft bleibt also spannend…